Dieser Ankerpunkt ist zugleich moderne Betriebsstätte, Museum und Baudenkmal. Die „Zeitreise Strom“ im Umspannwerk Recklinghausen präsentiert auf 2500 Quadratmeter die Kultur-, Sozial- und Technikgeschichte der Elektrifizierung. Im ausgehenden 19. Jahrhundert spielte Elektrizität in der Emscherzone noch kaum eine Rolle. Weiter südlich, im Ruhrgebiet, jedoch hielt sie gerade Einzug: Seit 1893 fuhr in Essen die Straßenbahn, von den Bewohnern nur "Elektrische" genannt; 1897 ging in Dortmund das erste städtische Elektrizitätswerk Westfalens ans Netz. Die rasch wachsende Industrie des Ruhrgebiets war der Hauptabnehmer des Stroms. Immer mehr Betriebe stellten im fortschreitenden 20. Jahrhundert ihre Anlagen auf Elektrizität um und betrieben Fördermaschinen, Grubengeleucht, Grubenloks und auch die Gebläse für die Hochöfen der Eisenhütten elektrisch. Eine flächendeckende Verteilung des Stroms war bald aufgrund steigender Nachfrage unumgänglich. Die in mehreren Groß-Dampfkraftwerken erzeugte Elektrizität wurde zur Verteilung deshalb in Umspannstationen auf eine geringere Verteilungsspannung heruntertransformiert und dann an Ortsnetzstationen weitergeleitet. Auch in Recklinghausen hat die Elektrifizierung eine beeindruckende Spur hinterlassen. Wie ein Stadttor markiert seit 1928 ein auffälliger Gebäudekomplex die südliche Grenze der Stadt: das Umspannwerk der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW). Die zentrale Lage zwischen zwei Großstädten war ein wichtiges Plus des Standorts. Luftverschmutzung sowie hohe Luftfeuchtigkeit bedingt durch die Nähe zur Emscher machten - abweichend vom technischen Standard der Zeit - eine geschlossene Umbauung der elektrischen Anlagen unumgänglich. Nach diversen Umbauten wurde zwischen 1991 und 1994 die historische Gebäudesubstanz wieder hergestellt und eine moderne 110-kv-Anlage eingebaut. Das Umspannwerk verrichtet seine Arbeit wie eh und je und überzeugt als Ankerpunkt durch die einmalige Kombination aus Baudenkmal, aktiver Betriebsstätte und Museum.